Ein Drink an der Bar mit Claudio Zuccolini

Claudio Zuccolini gehört zu den bekanntesten Comedians in der Schweiz. Seine Soloprogramme «Der Ex-Promi» und «Zucco’s Kaffeefahrt» waren und sind ein Dauererfolg. Nun hat sich der Bündner und ehemalige TV-Moderator einen tollen Werbeauftrag an Land gezogen und verrät auch gleich ein damit verbundenes Geheimnis. Und 2010 startet sein neues Comedy-Programm.

Storyline: Wir treffen uns – einmal mehr – in der Kronenhalle-Bar. Wohin gehen Sie sonst noch?

Claudio Zuccolini: Ich gehe nicht mehr oft in Bars. Ausser, ich bin beruflich unterwegs, dann werde ich auch oft eingeladen. Privat gehe ich fast nie mehr in Bars. Und wenn, dann in die Kronenhalle. Manchmal auch in die Hyatt-Bar.
Die ONYX-Bar heisst. Also eher im High-End-Bereich.
Claudio Zuccolini: Man gönnt sich ja sonst nichts. Man gewöhnt sich daran. Ich esse auch meistens in der Kronenhalle. Hier weiss ich, dass mir das Essen schmeckt. Ich muss kein Fusion-Food essen, wo ich nicht weiss, ob ich das «Dreierlei Dings an einer Varation von Bums auf einem Coulis von Soundso» dann auch mag.
Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht?
Claudio Zuccolini: Nein, im Gegenteil. Ich habe einen Umweg zurück zum Bodenständigen gemacht. Zuvor gabs regelmässig Sushi, Thailändisch etc. Aber am Schluss landete ich wieder beim Hackbraten mit Kartoffelstock. Das mag ich einfach am liebsten.

Sie stammen aus dem Bündnerland. In welche Bar gehen Sie dort?

Claudio Zuccolini: In St. Moritz gehe ich gerne ins Cascade. Das ist legendär. Der uralte Bar-Tresen wurde aus Frankreich importiert und dort installiert.
Aber grundsätzlich bin ich ein schlechter Ausgeher geworden.
Was trinken Sie?
Claudio Zuccolini: Ich mag Averna oder diese Kräuterschnäpse.
Sehr süss…
Claudio Zuccolini: Ja, und schön kratzig im Hals. Sonst trinke ich gerne Vodka-Drinks, z.B. mit Orangensaft. Und Bier! Ich bin nicht so ein Wein-Trinker. Was ich allerdings entdeckt habe, sind Weissweine. Ich trank während Jahren keine mehr, weil es früher an den Apéros immer so grausam schlechte, warme Weissweine gab, aus der Literflasche. Und jetzt merke ich, dass mir Weissweine eigentlich bekommen.
Sie haben den Grünen Veltliner entdeckt?
Claudio Zuccolini: Grüner Veltliner, zum Beispiel. Was aber mein Liebling ist, das ist der Petite Arvine.
Der Star der einheimischen Walliser Reben.
Claudio Zuccolini: Ein grossartiger Wein. Ich verstehe aber eigentlich nichts davon. Ausserdem mag ich Pinotage. Der kommt aus Südafrika und ist wahnsinnig süss.
Und rot…
Claudio Zuccolini: Genau.[nbsp]Oder Gewürztraminer, ebenfalls aus Südafrika oder auch aus dem Zürcherischen.

Welches Gastro-Erlebnis der letzten Zeit blieb in besonderer Erinnerung?

Claudio Zuccolini: Wir waren am 10. Hochzeitstag bei Andreas Caminada, dem Koch des Jahres 2008, in seinem Restaurant Schauenstein. Das war sehr, sehr fein. Eine Riesenshow, die dort geboten wird mit vielen Gängen. Sie servieren diverse Vorspeisen, dann Hauptspeise, Desserts. Und Caminada empfiehlt zu jedem Gang einen anderen Wein, super. So muss ich nicht einen Wein bestellen, von dem ich nicht weiss, ob er zu allem passt.

Im letzten Jahr sah ich Caminada im Migros in Thusis am Einkaufen, kurz vor Ladenschluss. Vermutlich besorgte er sich da gerade noch die letzten Produkte fürs Abendessen…

Claudio Zuccolini: (lacht) Ja genau, er macht ja viel mit M-Budget-Produkten…

Gibt es ein gastronomisches Erlebnis, welches grauenhaft in die Hose ging?

Claudio Zuccolini: (überlegt)
Sie können auch eines erfinden.
Claudio Zuccolini: (lacht) Danke. Es gibt etwas, das typisch ist für mich. Wenn ich ins Restaurant gehe, dann oft mit einer Gruppe von Leuten. Und da habe ich dann jeweils das Pech, dass immer ich derjenige bin, der zuletzt bedient wird. Oder ich bekomme vom Fleisch das kleinste Stück oder den Anschnitt. Ich bin also jeweils der Loser am Tisch
Gehen Sie deshalb auf die Bühne, um diesen Frust zu kompensieren?
Claudio Zuccolini: Bestimmt. Das wird auf jeden Fall Teil des neuen Programms* sein. Dort geht es um Erfolg und ich trete zwischendurch als Motivationstrainer auf, der Losern hilft.

Noch mal zurück zum Vergessen-Werden am Tisch: Wie reagieren Sie? Als Mann verliert man in solchen Momenten ja schnell sein Gesicht.

Claudio Zuccolini: Ich bin so konfliktscheu, das kann man sich gar nicht vorstellen. Und wenn einer unfreundlich bedient, dann ist er vermutlich einfach ein Arsch. Was bringts, wenn ich es ihm sage? Dass er dann zusammenschreckt und sagt, oh Gott, das habe ich gar nicht bemerkt, zum Glück sagen Sie mir das…?
Meine Strafe ist viel schlimmer: Ich mache das Restaurant richtig schlecht, bei sämtlichen meiner Kollegen.

Also wenn Restaurants in der Schweiz zumachen müssen, dann hat das nichts mit der Krise oder dem Rauchverbot zu tun, sondern Sie stecken dahinter?

Claudio Zuccolini: Ich bin verantwortlich, jawohl!
Wobei, ich wurde schon noch nicht so oft schlecht bedient. Was ich allerdings feststellen musste: Viele Menschen im Gastgewerbe scheinen zu denken, Servieren könne man einfach, auch ohne Ausbildung. Stimmt doch nicht! Das ist Höchstleistung! Es geht mir grausam auf den Sack, wenn ich von jemandem bedient werde, der eben ein halbes Jahr in Australien war und nun halt wieder ein bisschen Geld verdienen muss, damit er den nächsten Winter wieder nach Downunder kann. Denen merkst dus richtig an, dass sie keinen Bock haben auf den Job.
Sie verbinden ja neuerdings Ihr schauspielerisches Talent mit Ihren kulinarischen Interessen: Sie sind Botschafter von Maggi**!
Claudio Zuccolini: Ja, ich habe einen Werbevertrag bekommen. Es laufen bereits Radio-Spots. Im Oktober folgen die TV-Spots. Ich bin happy, dass das geklappt hat. Die Anfrage kam zu Beginn des Jahres. Und beim Brainstormen kamen wir auf die Idee, dass ich auch noch als Frau auftreten könnte in den TV-Spots….

Claudio Zuccolini als Frau? Sie sind also quasi auch noch gleich Maggi-Botschafterin?

Claudio Zuccolini: Voilà! Zuerst bin ich ein Mann, dann werde ich zur Frau.
Das ist ja eine echte News! «Tootsie» lässt grüssen.
Claudio Zuccolini: Genau. oder «Mrs. Doubtfire». Wobei ich Tootsie lieber mochte. Unsere Geschichte für Maggi wird Ähnlichkeiten mit Tootsie haben. Es wird toll! Letzte Woche habe ich fünf Tage gedreht. Der Regisseur hat schon den Film «One Way» mit Till Schweiger gedreht. Wirklich ein super Regisseur. Ich wurde noch nie so gut behandelt wie auf diesem Set! Unglaublich! Mir ist jetzt völlig klar, dass Hollywood-Schauspieler irgendwann abheben.
Man hat Ihnen Ihre Wünsche von den Augen abgelesen?
Claudio Zuccolini: Alle haben nur darauf geachtet, dass es dem Monsieur, also mir, gut geht. Wenn ich Lust hatte auf einen Kaugummi, dauerte es 2 Sekunden und ein Assistent war da, und überreichte mir eine Auswahl an Kaugummis. Grossartig.

Jetzt wo die finanzielle Zukunft für die nächsten drei Jahre gesichert ist, gibts dann zu Hause auch wieder mehr Sex?

Claudio Zuccolini: Wieso, sehe ich so aus, als hätte ich zu wenig?
Nun, eine gewisse Entspannung schafft so ein einträglicher Werbevertrag vermutlich schon, oder?
Claudio Zuccolini: Sie meinen, die Lockerheit kehrt zurück? Ich weiss das noch gar nicht, da muss ich erst meine Frau fragen. Das kommt aber nicht im Interview, oder?
Doch, natürlich. Wofür würden Sie keine Werbung machen?
Claudio Zuccolini: Jetzt, wo ich mit Maggi zusammen arbeite, sind mir natürlich für gewisse Dinge die Hände gebunden. Aber ich glaube, es gäbe wenig, wofür ich keine Werbung machen würde.

Kommen Sie mir jetzt nicht mit Waffen oder.

Claudio Zuccolini: Ich habe auch noch selten eine Pistolen-Werbung gesehen… Wobei, das wäre sicher witzig: Ich in James-Bond-Pose und darunter der Claim: Claudio Zuccolini schiesst nur mit Xy! (lacht)
Sie sind also käuflich.
Claudio Zuccolini: Ich glaube, das darf man schon sagen, ja. (lacht)
Aber in der heutigen Krise einen Werbevertrag an Land zu ziehen für dreieinhalb Jahre – das ist schon nicht schlecht, oder?![nbsp]Ich glaube, dass vermutlich die meisten Menschen käuflich sind. Gerade in meiner Branche und als Selbständiger, da nimmt man so etwas schon an.

Würden Sie auch für WC-Schüsseln werben?

Claudio Zuccolini: Ja gut, das macht jetzt Melanie Winiger schon, (zitiert) «Wasser… Wasser gehört zu unserem Leben…»
Würden Sie auch als Bouillonwürfel durch die Strassen ziehen?
Claudio Zuccolini: Das ist immer schwierig, sich dem Publikum im ungeschützten Rahmen auszusetzen. Auf der Bühne oder bei TV-Aufzeichnungen bin ich ja geschützt. Oft erhalte ich Anfragen, „witzige“ Umfragen zu machen. Das hasse ich. Dieser aufgesetzte Sauglattismus.
Worum gehts bei der neuen Maggi-Kampagne?
Claudio Zuccolini: Es gibt neue Produkte. Maggi möchte aber grundsätzlich wieder einmal eine Offensive starten. Es ist auch eine Imagegeschichte.[nbsp]Maggi hat sehr viele weitere Produkte nebst der Maggi-Gewürzflasche, die das Publikum gar nicht so wahrnimmt. Und die neuen Geschichten werden schräg. Ich meine, Zuccolini als Frau?!
Hat dieser Werbevertrag Wellen geschlagen?
Claudio Zuccolini: Ja. Mein Schwiegervater ist ja Gastronom und Koch. Und in seiner Küche haben seine Angestellten bereits gesagt, dass sie nun Knorr rauswerfen und Maggi reinholen wollen…
Erzählen Sie kurz etwas über Ihr neues Comedy-Programm.
Claudio Zuccolini: Der Arbeitstitel lautet: «Das Erfolgsprogramm». Es startet anfangs Februar 2010 im Casinotheater Winterthur. Zurzeit bin ich intensiv am Kreieren. Wegen des Werbejobs geriet ich etwas in Verzug.
Das Ganze ist eine Art Trilogie: Programm Nummer eins hiess «Der Ex-Promi», darin gings um den Abstieg als Prominenter. Dann kam die «Kaffee-Fahrt», dort war der Protagonist quasi auf der untersten Stufe, glaubt aber immer noch an seinen Erfolg. Und jetzt, in Teil drei, kommt der Motivations-Coach mit dem grossen Mikrophon und sagt: Ihr könnt es auch schaffen!!
So wie Tom Cruise in «Magnolia».
Claudio Zuccolini: So ähnlich, einfach total schlecht. (lacht)
Aber es wird einen pompösen Einstieg geben und voll abgehen. Garantiert.
* Claudio Zuccolinis Programm «Zucco’s Kaffeefahrt» ist wie folgt zu sehen:
14.-17.10.09, Kellerbühne, St. Gallen
27.11.09, Casinotheater, Winterthur
18.12.09, Hechtplatz-Theater, Zürich

** Claudio Zuccolini als Maggi-Botschafter und –Botschafterin: Ab Oktober im Fernsehen
 
Ein Drink an der Bar mit… powered by Storyline
 
Bild: Claudio Zuccolini
Archiv

Zurück zum Blog

Ähnliche Beiträge

Ein Drink an der Bar mit Tamina Schneider

Ein Drink an der Bar mit Tamina Schneider Tamina Schneider ist stellvertretende Geschäftsführerin...

Ein Drink an der Bar mit Tamina Schneider

Tamina Schneider ist stellvertretende Geschäftsführerin eines mexikanischen Restaurants in Zürich....

Ein Drink an der Bar mit Sabina Schneebeli

Sabina Schneebeli gehört zu den bekanntesten Schauspielern der Schweiz. Den Durchbruch schaffte sie...