Take-away-Essen fast ohne Abfall

In Bern finden Mehrwegboxen für Take-away-Essen Anklang. Interesse am Konzept signalisiert haben Basel und Bülach. Für die Expansion benötigen die Initiantinnen indes weiteres Kapital.
Manchmal kommt das schlechte Gewissen nach dem letzten Bissen: Nach kurzem Gebrauch hat die Verpackung des Take-away-Essens bereits ihren Zweck erfüllt und muss entsorgt werden. Tonnen an Verpackungsmaterial landen auf diese Weise im Abfall. Denn ob asiatisch, vegetarisch oder gutschweizerisch: Die Mahlzeiten zum Mitnehmen sind beliebt. Sie sind praktisch, schnell verfügbar und meist günstiger als vergleichbare Menus im Restaurant.
Über das Abfallproblem haben sich zwei Bernerinnen in den vergangenen Jahren intensiv Gedanken gemacht. Herausgekommen ist ein Mehrwegkonzept, das seit vergangenem Sommer in der Stadt Bern unter dem Namen Grüne Tatze als Pilotprojekt läuft. Für ein Depot von 10 Franken erhalten die Kunden eine Mehrwegbox für ihre Take-away-Verpflegung. Nach dem Essen kann die Plasticschale bei einem der am Versuch beteiligten Take-away-Anbieter zurückgebracht werden. Oder sie wird im Büro oder zu Hause selber gewaschen und so für den nächsten Einsatz bereitgestellt. Als Abfall fällt nur noch das Besteck an.
Einmal dabei, immer dabei
Ermutigt wurden die beiden Initiantinnen Jeannette Morath und Carole Straub durch Umfragen, wonach die Verpflegung für unterwegs zu rund einem Drittel direkt am Verkaufsort und zu einem weiteren Drittel in unmittelbarer Nähe (bis 100 Meter) konsumiert wird. Zudem gehört jeder zweite Konsument zur Stammkundschaft eines Take-away-Anbieters. In der Einschätzung der Initiantinnen sind dies gute Voraussetzungen für die Mehrwegbox. Denn die Einwegverpackungen bieten dem Kunden den Vorteil, dass er keine Zeit verliert für das Zurückbringen oder Abwaschen.
Morath zeigt sich zufrieden mit der Pilotphase in Bern, die um drei Monate bis Ende März verlängert wurde. Die Kunden benötigten eine gewisse Zeit, bis sie sich für die Box entschieden. Wenn sie aber einmal damit begonnen hätten, dann blieben sie dabei, sagt Morath. Derzeit sind in Bern 1600 Boxen im Umlauf. Damit werden pro Tag schätzungsweise 160 Einwegverpackungen eingespart. In der Testphase sind zwölf Betriebe – vorwiegend in der Innenstadt – beteiligt. Diese zahlen zur Finanzierung des Systems einen Beitrag und profitieren im Gegenzug von Einsparungen beim Verpackungsmaterial. Ab einem Anteil der Mehrwegbox von 30 Prozent lohnt sich für einen Betreiber die Beteiligung auch finanziell.
Ziel der Initiantinnen ist es, die Hälfte der Wegwerfverpackungen einzusparen. Laut diversen Studien schneiden bei Veranstaltungen Mehrwegsysteme punkto Ökobilanz besser ab als Einweglösungen. Untersuchungen zu einem täglichen Betrieb gibt es nicht.
Dringend Geld benötigt
Die Projektleiterinnen möchten jetzt ihr Konzept in Bern flächendeckend umsetzen und zudem in anderen Städten realisieren. Bereits Interesse signalisierten Bülach und Basel. Es gab 40 Anfragen von Take-away-Betreibern aus der ganzen Schweiz. Parallel zur Expansion werden neue Boxen entwickelt, etwa eine grössere für Salate und eine mit mehreren Abteilen. Von Betreibern gewünscht wird auch ein Mehrweg-Kaffeebecher. Voraussetzung für die Expansion ist indes, dass bis zum 28. März ein Startkapital von 350 000 Franken via Crowdfunding zusammenkommt. Bis Montag lagen die Zusagen für 125 000 Franken vor. Weil diverse Anfragen noch offen sind, haben die Initiantinnen die ursprüngliche Sammelfrist um einen Monat auf die maximal zulässige Dauer von 100 Tagen verlängert. Neben Privatpersonen haben Städte, Gemeinden und Stiftungen gespendet.
Quelle: nzz.ch
Autor: Christof Forster
Bild: Die Initiantinnen Carole Straub (links) und Jeannette Morath mit den eigens entwickelten Bring-Back-Boxen. (Bild: Adrian Baer / NZZ) und von gruenetatze.ch

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