Wo die Spaghetti schon vorgeschnitten sind

Günstig auswärts essen in Zürich. Ja, das geht. Beispielsweise in einem Altersheim. Eigentlich gibt es nur zwei Gründe das zu tun. Entweder man wohnt in einem oder man arbeitet dort. Mein Besuch hat einen anderen Hintergrund.

Vor einiger Zeit habe ich mir das Handgelenk gebrochen. Seither koche ich nicht mehr. Ich habe es versucht, mit einer Hand. Vorgeschnittener Salat aus de Tüte ging. Toastbrot auch. Ach ja, und Pizza. Aber die habe ich am Telefon bestellt.

Spaghetti im Altersheim

Jedenfalls geht das Auswärtsessen langsam ins Geld. Darum habe ich das Altersheim gegenüber meiner Wohnung aufgesucht. Dort gibt es eine Vor- und Hauptspeise ab CHF 13.50. Wer auf Währschaftes steht, der ist in Altersheimen gut aufgehoben. Sie kochen das, womit de Bewohner aufgewachsen sind: Fleischvögel, Älplermagronen und Rösti.

Nachschlag kostenlos

An diesem Mittag ist es ziemlich ruhig, obwohl viele Tische belegt sind. Der Grossteil der Gäste hat entweder graue oder keine Haare. Eine freundliche Bedienung setzt uns an einen freien Tisch und bringt uns eine Karaffe Wasser, für die wir nichts zahlen.

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Die Vorspeise kommt schon nach zwei Minuten: Uns erwartet eine Gemüsesuppe. Sie ist frisch, denn unten im Teller liegen noch einige Karottenstückchen, die der Mixer nicht püriert hat.

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Leicht zu essen ist auch der Hauptgang. Spaghetti mit Cherrytomaten und Käsewürfeln. Spätestens hier würde der Italiener wahrscheinlich aufstehen und gehen, denn die Pasta ist vorgeschnitten. Und das auf allen Tellern, nicht nur bei mir. Für mich als einhändigen Esser erweist sich das als grosser Pluspunkt. Mein Tischnachbar findet die geschnittenen Nudeln etwas befremdlich, kann sich jedoch mit mir freuen. An ein italienisches Restaurant kommen die Spaghetti nicht ran, aber man merkt, dass mit Liebe gekocht wurde. Die Sauce schmeckt lecker, mit Käse wurde nicht gegeizt und selbst ein bisschen Basilikum hat den Weg aufs Gericht gefunden.

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Kaum sind unsere Teller leer, werden wir gefragt, ob wir einen Nachschlag wünschen. Die Bedienung nimmt sich Zeit, plaudert mit uns. Generell sind hier alle sehr freundlich. Hektik und Stress sucht man in einem Altersheim wohl vergeblich. Bevor wir gehen, werden wir noch mit einem Menü-Pass beschenkt. 10 Mal bezahlen, das 11 Mal geht aufs Haus. Mein Kollege bezweifelt, dass er so oft den Weg ins Altersheim finden wird. Ich hingegen bin optimistisch, dass ich das Kärtchen die nächsten vier Wochen vollkriege. Zwar kann ich mit der kaputten Hand und viel Geduld mittlerweile wieder Gemüse schneiden. Trotzdem freue ich mich, wenn es jemand anderes macht.

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