1 Jahr Rauchverbot: Das Fazit

Vor einem Jahr, am 1. Mai 2010, trat das Rauchverbot in der Schweiz (das Bundesgesetz „Schutz vor Passivrauchen“) in Kraft. Im Kanton Zug schon am 1. März 2010. Welche Auswirkungen hat das Verbot auf das Gastgewerbe, die Gäste und das Personal im Gastgewerbe ? Dies untersuchte das Kompetenz-Zentrum für das Gastgewerbe und die Hotellerie AG, Kriens. Hier die erste Jahresbilanz

Wie sehen die konkreten Auswirkungen des Bundes-Gesetzes „Schutz vor Passivrauchen“ ( Rauchverbot ) auf das Gastgewerbe in der Schweiz nach 1 Jahr aus ?
Heute darf der Gast im Kanton Zug in 64 Raucher-Restaurants und 38 Fumoirs rauchen. Dies sind also 20 % – von den total 532 gastgewerblichen Betrieben.

1. Feststellung : Das rauchfreie Speiserestaurant profitiert vom Rauchverbot !
Beim „Kaiser Franz im Rössl“ in Zug animiert die saubere, rauchfreie Luft im Restaurant die Gäste zum Teil mehr zu konsumieren, und dem Personal ist es wohler in der rauchfreien Ambiente zu arbeiten. Der gleichen Auffassung ist u.a. das „Restaurant Raten“ in Oberägeri.
Dass der Gast, wenn notwendig, draussen vor der Tür, auf der Terrasse, oder in einem attraktiven, beheizbaren Raucherzelt wie beim „Restaurant Breitfeld“ in Risch rauchen kann, gehört heute zur Selbstverständlichkeit, wie auf die Toilette zu gehen. Noch wichtig: Neue Gäste wegen des Rauchverbotes hat aber kein Speiserestaurant bekommen.

2. Feststellung : Richtige Cafés sind und bleiben rauchfrei !
Cafés z.B. in einer Konditorei sind und bleiben rauchfrei. Auch wenn die Lüftung noch so gut wäre, schadet der Rauch[nbsp] von Zigaretten den Patisserie –Produkten, wie Kuchen und vor allem der Schokolade.

3. Feststellung: Der rauchfreien[nbsp] Schweizer Beiz fehlen immer mehr Gäste !
Das Rauchverbot ist bei den meisten Beizen nur eine Ausrede für einen[nbsp] Umsatzrückgang. Haupt-Ursache des Umsatzrückgangs in mehreren Schweizer Beizen sind 3 Gründe:
1. Die Schweizer Beiz spricht immer weniger junge Gäste an – die gehen lieber in die Bar, Bistro oder Pub.
2. Das Durchschnittsalter der Gäste in der Schweizer Beiz[nbsp] wird immer höher, so sterben viele Jasser aus, in einer Wirtschaft in Zug in den letzten 4 Jahren 80 % der Jasser.
3. Das Vereinsleben verändert sich. Viele Vereine haben Nachwuchsprobleme, und so kommen immer weniger Gäste von den Vereinen in die Schweizer Beiz, um etwas zu trinken.
Es wurde aber festgestellt, dass einige rauchende Gäste wegen des Rauchverbotes weniger oder gar nicht mehr in der Beiz kommen. Aber, und dies ist positiv für den Umsatz, manche rauchfreie Beiz im Kanton Zug hat jetzt sogar mehr Gäste zum Essen, wenn die Küche gut ist. Auch an einigen[nbsp] Stammtischen der rauchfreien Beiz gibt es nun mehr Gäste, weil jetzt auch vermehrt Frauen kommen, aus dem Grund, weil ihre Kleider nicht mehr nach Rauch stinken.

4. Feststellung: Bar`s , Pub`s und[nbsp] Bistro`s profitieren[nbsp] vom Rauchverbot !
Junge Gäste rauchen ja fast doppelt so viel wie die älteren Gäste, deshalb suchen sie Betriebe auf, wo sie rauchen dürfen. In fast 50 % aller Bar`s, Pub`s und Bistro`s im Kanton Zug dürfen sie rauchen.In diesem Bereich zeigt sich auch, dass die amtlichen Anforderungen an die[nbsp] Lüftung für alle sehr positiv sind.
In Bar`s und Pub`s wo der Gast weder drinnen noch vor der Tür rauchen kann, haben Umsatz verloren.

5. Feststellung: In Disco`s sind Fumoirs , oder ein guter Aussen-Rauchplatz „ein Must“ !
In jeder Disco sind Fumoirs und / oder ein guter Aussen-Rauchplatz heute ein Must – Ohne diese Voraussetzungen[nbsp] läuft nicht mehr viel! Denn die Nachfrage nach Rauchmöglichkeiten steigt sehr. So führt der „Topas Club“ in Zug neu ein Reservationsbuch für den Besuch des Fumoirs. Der Gast reserviert vor seinem Besuch telefonisch, oder per SMS einen Platz im Fumoir der Disco .

6. Feststellung: In den Raucherlokalen läuft es dem einen[nbsp] gut[nbsp] – dem anderen schlecht !
Die „Maxim-Bar“ in Hünenberg ist eine attraktiv ausgestattete Raucher-Bar mit guter Lüftung. Diese Bar profitiert, dass in den umliegenden Restaurants nicht geraucht werden darf, ebenso wie die „Bistro-Bar zum Neugässli“ in Unterägeri. Die Wirtin eines Raucher-Restaurants stellt aber[nbsp] fest, dass in ihrem Restaurant Gäste Zigarren rauchen, während andere Gäste noch essen. Sie überlegt sich, ob sie ihr Restaurant nicht rauchfrei machen sollte.

7. Feststellung: Ein Fumoir muss optimal für die Gäste sein !
Nicht jedes „Fumoir“ im Kanton Zug läuft gut. Sie müssen schon zum Betriebskonzept passen und dürfen nicht abseits oder gar im Keller liegen. Speziell attraktiv für Gäste – ob Raucher oder Nichtraucher – ist das Café „Sunshine“ in Baar. Nur eine Glaswand trennt beide Bereiche, so dass der Gast im „Fumoir“ den Gast im rauchfreien Teil genau sehen und auch grüssen kann.

8. Feststellung: Der Gast raucht gerne vor der Türe !
Bis zu 30 Gäste stehen am Abend vor dem rauchfreien „Mr. Pickwick Pub“ in Zug, rauchen und unterhalten sich. Dort findet eine richtige Steh-Party statt![nbsp] Man ist näher beieinander und das Gemeinschaftsgefühl ist höher als in der Pub. Spiele, wie „Wetten, dass ich schneller rauche als du ?“ etc. sind neu bei den jungen Leuten „in“. Im Freien, so stellte das Kompetenz-Zentrum fest, rauchen viele Gäste schneller und sehr oft mehr als früher. Hat sich das die Lungenliga so vorgestellt?

9. Feststellung: Durch das Rauchverbot ist der Bierverbrauch nur leicht rückgängig !
Die Schweizer Grossbrauereien spüren das Rauchverbot, wie sie meinen, mit einem Rückgang des Bierverbrauches um ca. 5 %[nbsp] gegenüber dem Vorjahr. Aber da gibt es noch andere Gründe für den Rückgang. So schien in den letzten 12 Monaten die Sonne 80 Std. weniger und die Temperatur sank um 10 %,[nbsp] darum wurde auch weniger Bier getrunken. Die „Brauerei Rosengarten“ in Einsiedeln hat keinen Umsatzrückgang bei den Spezialbieren zu verzeichnen. Auch[nbsp] verschiebt sich der Getränkekonsum einwenig, weg vom Einheitsbier zum Spezialbier und hin zu anderen Getränken wie Longdrinks etc. !

10. Feststellung: Das Personal freut sich über das Rauchverbot !
Und was meint das Personal? Ruth, Serviertochter vom „Brandenberg“ in Zug, selber Raucherin, stellt fest: „Nun stinken meine Kleider abends nicht mehr nach Rauch, das ist schön und mir ist es wohler im Restaurant ohne Rauch.“ Dies meinen alle, die im Service beschäftigt sind und befragt wurden. In einer früheren Umfrage der „Hotel- und Gastro-Union“, vor dem Rauchverbot,[nbsp] fühlten sich 75 % der Serviceangestellten vom Zigarettenqualm belästigt.

11. Feststellung: Alpwirtschaften und Besenbeizen sind oft ein Paradies für die Gäste.
In fast 40 % der Alpwirtschaften und Besenbeizen kann geraucht werden. Dies ist auf den ersten Blick unverständlich, aber der Gast, vor allem der Stammgast, wünscht dies sehr. Und natürlich auch der Wanderer, der nach einer langen Zeit in der frischen Luft sich ausruhen und gerne eine Zigarette rauchen will.

12. Feststellung: Der Gast lebt mit dem Rauchverbot generell sehr gut !
Der[nbsp] Gast muss sich in einem gastgewerblichen Betrieb wohl fühlen, sonst kommt er
nicht. Durch das Bundesgesetz hat der Gast heute ja die Wahl,[nbsp] in den Betrieb zu gehen, wo er rauchen oder nicht rauchen kann. Dies schätzen fast alle Gäste. die auswärts essen[nbsp] gehen. Frauen gehen heute gerne öfters ins Raucherlokal, weil die Kleider nicht mehr nach Rauch riechen. Junge Gäste entdecken neue Möglichkeiten des Kontaktes zu anderen Menschen, dank dem Rauchverbot.

13. Feststellung: Die Zukunft der Raucherlokale ist unsicher? Wie sieht die Zukunft für das Gastgewerbe im Bereich des „Rauchens“ aus?
2013 gibt es eine Volksabstimmung über die neue Initiative der Lungenliga „Zum Schutz vor Passiv-Rauchen“. Diese verlangt, dass es keine Raucher-Restaurants ( Lokale ) und bediente Fümoirs mehr geben soll, sondern nur noch unbediente „Fümoirs“ – wie es heute schon in 8 Kantonen, davon 5 in der Westschweiz, der Fall ist. Muss nicht[nbsp] dem Gast die freie Wahl gelassen werden, in welchen gastgewerblichen Betrieb er gehen möchte?

Fazit : 1 Jahr Rauchverbot= Kein Umsatzverlust fürs Gastgewerbe, aber Vorteile für den Gast und das Personal!

von Michael Hostmann

Quelle: Die Untersuchung des Kompetenz-Zentrum für das Gastgewerbe und die Hotellerie AG, Kriens, über die konkreten Auswirkungen des Rauchverbotes am Beispiel das Kantons Zug, nach einem Jahr. Dazu wurden in den letzten zwei Monaten über 100 gastgewerbliche Betriebe im Kanton Zug besucht – und mit / oder Wirten ( Geschäftsführern ), Servicepersonal und Gästen über das Rauchverbot und deren Auswirkungen[nbsp] gesprochen. Zudem wurden verschiedene Zulieferer des Gastgewerbes befragt. Schon vor genau einem Jahr hatte das Kompetenz-Zentrum ja den allerersten Raucherguide in der Schweiz herausgegeben.

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