Hilfe für die Hungrigen

Reader’s Digest kürt „Europäerin des Jahres 2012“: Die Portugiesin Isabel Jonet sammelt überzählige Lebensmittel und hilft damit bedürftigen Menschen.

Die Portugiesin Isabel Jonet ist „Europäerin des Jahres 2012“. Mit dem Preis zeichnet das Magazin Reader’s Digest die 51-Jährige für ihren Einsatz gegen die Verschwendung von Lebensmitteln aus. Jonet ist Direktorin der Banco Alimentar, des Dachverbands von über 19 über ganz Portugal verteilten Lebensmittelbanken, die Nahrungsmittel sammeln und an bedürftige Menschen verteilen. „Ich glaube, dass wir alle zusammengehören und für das Gemeinwohl verantwortlich sind“, umschreibt Isabel Jonet ihre Motivation für das ehrenamtliche Engagement, das allein in diesem Jahr in Portugal schätzungsweise 300.000 Menschen vor Hunger bewahrt.

Seit 1996 verleihen die 21 europäischen Ausgaben von Reader’s Digest die Auszeichnung „Europäer des Jahres“ an Persönlichkeiten, die am besten die Traditionen und Werte des Kontinents verkörpern. Der mit 5000 Euro dotierte Preis wird Isabel Jonet in den nächsten Monaten offiziell übergeben. Die 21 europäischen Ausgaben des Magazins Reader’s Digest stellen die „Europäerin des Jahres 2012“ zeitgleich in der Februar-Ausgabe vor.

Im Jahr 2011 ging die Auszeichnung an die deutsche Ärztin Dr. Monika Hauser, die Hilfe für kriegstraumatisierte Frauen organisiert. Im Jahr zuvor war die Rumänin Iana Mattei für ihren Einsatz gegen Menschenhandel geehrt worden.

Die diesjährige Preisträgerin Isabel Jonet gilt wegen ihres großen Einsatzes als eine der einflussreichsten Frauen der portugiesischen Wirtschaft. Immer wieder gelingt es ihr, Supermarktketten oder Handelskonzerne davon zu überzeugen, überzählige Lebensmittel nicht zu entsorgen, sondern der Banco Alimentar zu spenden. Auf diesem Weg sammelt und verteilt der Verband pro Jahr Nahrungsmittel für rund zwölf Millionen Mahlzeiten an Kinderhorte, Altersheime und Tagesstätten für Senioren.

Isabel Jonet macht diese Arbeit ebenso wie ihre vielen Helfer unentgeltlich. „Die Leute, die sich hier engagieren, müssen keine Anweisungen einer hauptamtlichen bezahlten Chefin entgegennehmen“, sagt sie. „Die Geschäftsführerin ist eine von ihnen.“

Das soziale Gewissen zeigte sich bei Jonet schon in der Kindheit. Die Eltern besaßen einen Bauernhof, züchteten Rinder, Schweine und Schafe, bauten Weizen und Gerste an. Neben der Arbeit in der Landwirtschaft kümmerten sich ihre Eltern um das Wohl anderer Menschen und wurden so zum Vorbild für ihre Kinder. „Schon mit zwölf Jahren fing ich an, mich ehrenamtlich in einem Kinderkrankenhaus zu engagieren“, erinnert sich die „Europäerin des Jahres 2012“.

Nach ihrem wirtschaftswissenschaftlichen Studium in Lissabon arbeitete Isabel Jonet für einen Versicherungskonzern, ehe sie mit ihrem Mann für einige Jahre zur EU nach Brüssel wechselte. Nach der Rückkehr im Jahr 1994 weitete die Mutter von fünf Kindern ihr ehrenamtliches Engagement in Portugal aus, arbeitete bei kirchlichen Hilfsorganisationen, ehe sie auf die Banco Alimentar aufmerksam wurde: „Ich entschied mich mitzumachen, weil sie eine Mission hat: etwas gegen die Verschwendung von Nahrung, Zeit und Talenten zu tun.“

Seither gilt Isabel Jonet als Dreh- und Angelpunkt der Banco Alimentar. Während der Verband in der Anfangszeit nur 16 Organisationen mit Nahrungsmitteln versorgte, sind es inzwischen mehr als 300. „Ihre Entschlossenheit, ihre Klugheit und ihr Engagement beeindruckten mich tief. Sie wusste, dass unser Wohlfahrtsstaat nicht nachhaltig ist“, erzählt Alexandre Soares dos Santos, Chef der größten portugiesischen Supermarktkette Jerónimo Martins, über seine erste Begegnung mit Isabel Jonet.

Wie wichtig ihr der Einsatz zum Wohl anderer Menschen ist, beweist Isabel Jonet auch in der eigenen Familie. Jeden Morgen sammeln ihre jüngsten Kinder bei den örtlichen Bäckereien unverkaufte Brote und Kuchen vom Vortag ein. In einem Jahr kommen so bis zu 900 Kilo Backwaren zusammen.

Quelle: readersdigest.de

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