Basler Wirte ziehen in den Bierkrieg

Der Streit um die Bierpreiserhöhungen zwischen Feldschlösschen und dem Wirteverband eskaliert. Nun drohen die Wirte mit der Wettbewerbsbehörde.

«Es gibt ein stillschweigendes Preiskartell», sagt Maurus Ebneter, der Vorstandsdelegierte des Basler Wirteverbandes. Die Wirte ärgern sich über die von Feldschlösschen angekündigte Erhöhung der Bierpreise um durchschnittlich 4,4 Prozent. Die ab 1. Mai gültige Preisanpassung betrifft die in der Schweiz produzierten Markenbiere. Feldschlösschen als Tochter des dänischen Bierkonzerns Carlsberg will sich damit zum Produktionsstandort Schweiz bekennen. «Diese Argumentation ist nur ein Vorwand», erklärt Ebneter.

Dem Basler Wirteverband ist nämlich aufgefallen, dass neben den in der Schweiz produzierten Markenbieren auch das von Feldschlösschen importierte Fassbier von Stella Artois von 3.37 auf 3.52 Franken aufschlägt. «Doch die belgische Marke wird gar nicht in Rheinfelden, sondern nach wie vor in der flämischen Stadt Löwen gebraut», weiss Maurus Ebneter. Dem Wirteverband liegt eine entsprechende Bestätigung der Brauerei vor. Für Ebneter ist damit klar: «Stella Artois wird aus der Euro-Zone importiert und müsste massiv abschlagen.» Aber nun passiere das Gegenteil.

Preis umgehend senken
Stella Artois ist auch kein Bier des Carlsberg-Konzerns, sondern gehört zur InBev-Gruppe, einem der international härtesten Carlsberg-Konkurrenten. «Es geht nicht an, dass die multinationalen Konzerne zusammenspannen, um einen wirksamen Wettbewerb zu verhindern», betont Ebneter. Der Basler Wirteverband fordert Feldschlösschen deshalb auf, den Preis von Stella Artois «umgehend zu senken und die happigen Währungsgewinne der letzten drei Jahre weiterzugeben». Der Wirteverband geht noch weiter: «Wir überlegen uns ernsthaft, die Wettbewerbsbehörden einzuschalten.»

Bei Feldschlösschen wird die Preiserhöhung von Stella Artois damit begründet, dass eine Preiserhöhung vom belgischen Produzenten InBev vorgenommen worden sei. «Deshalb mussten wir so reagieren», erklärt Markus Werner, Leiter Unternehmenskommunikation von Feldschlösschen. Die Drohung der Basler Wirte, die Wettbewerbsbehörden einzuschalten, wollte Werner nicht weiter kommentieren. Die Basler Wirte stören sich neben der Bierpreiserhöhung auch an den ihrer Meinung nach zu hohen Preisen für Produkte aus dem Euro-, Pfund- und Dollarraum. Als Beispiel nennen sie die überteuerten bayrischen Biere Schneider Weisse und Franziskaner. «Schweizer Wirte bezahlen für diese Weizenbiere fast drei Mal so viel wie ihre deutschen Kollegen», erklärt Maurus Ebneter.

Die Wut der Wirte wird immer grösser. Schon lange müssen sie mit ansehen, dass der offizielle Listenpreis im Gastgewerbe oft höher ist als der Verkaufspreis des gleichen Biers im Detailhandel. «Die Wirte bezahlen für Schweizer Bier zwei bis drei Mal so viel wie die Hausfrau im Supermarkt», schreibt der Wirteverband Basel-Stadt. Dabei müsste inländisches Bier im Gastgewerbe aufgrund der überzogenen Preise günstiger werden, meinen die Wirte. Zudem seien die Brauereien durchaus in der Lage, auch in der teuren Schweiz ein Billigbier zu produzieren, wie das Beispiel des ebenfalls in Rheinfelden gebrauten Anker-Biers zeige. Dieses wird von Coop bei regelmässigen Aktionen für umgerechnet weniger als einen Franken pro Liter verkauft.

Betriebe mit Knebelverträgen
Die Basler Wirte haben inzwischen selber verschiedene Massnahmen gegen die Preispolitik der grossen Brauereien ergriffen und importieren mit Maximilians ein bayrisches Qualitäts-Fassbier, das 44 Prozent unter dem Listenpreis von Warteck Lager und 46 Prozent unter demjenigen von Feldschlösschen Original liegt. Die Nachfrage ist steigend, doch nicht alle, die dieses Bier kaufen wollen, dürfen auch. «Viele kleine Betriebe, die mit Knebelverträgen an die Brauereien gebunden sind, können davon allerdings nicht profitieren», gibt Maurus Ebneter zu bedenken.

Der Wirteverband ruft zu weiteren Kampfmassnahmen auf. Da Feldschlösschen den Preisaufschlag unter anderem mit erhöhten Marketinganstrengungen begründet, wollen die Wirte ebenfalls davon profitieren. «Die beste Bierwerbung sind gastgewerbliche Verkaufsstellen, die sich verpflichten, die jeweiligen Biere exklusiv zu führen und sich gratis an der Hausfassade eine Leuchtreklame montieren lassen», sagt Ebneter.

Rechnung für Reklame
Diese Reklame wollen sich die Wirte jetzt entgelten lassen. Wenn sie schon so viel mehr für den Biereinkauf bezahlen müssen, sollen jetzt die Brauereien zur Kasse gebeten werden: «Gastronomen sollten sich dieses Geld wieder hereinholen, indem sie Feldschlösschen für die Platzierung von Leuchtreklamen und Werbeschildern eine Rechnung stellen», rät Ebneter.

Laut dem Leiter der Unternehmenskommunikation hat Feldschlösschen auf die Preiserhöhungen nicht nur Kritik bekommen. «Auch wenn solche Anpassungen sicherlich nie populäre Massnahmen sind, so ist uns doch auch Verständnis dafür entgegengebracht worden», so Markus Werner. Feldschlösschen habe den Schritt auch begründet: «Es sind Investitionen, von denen letztlich der Kunde in der Gastronomie profitiert. Mit unseren verstärkten Marketingmassnahmen tun wir etwas für das Schweizer Bier.»

Quelle: bazonline.ch

Gesehen auf: biergenuss.ch

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