Sozialarbeiter am Tresen

Bierkenner, Rausschmeisser, Drinkmixer. Das alles trifft auf den Barchef im neuen Kaiser Franz zu. Seine wichtigste Qualifikation aber liegt woanders.

Was muss ein Barkeeper können? Eine kleine Umfrage unter Freunden hat Folgendes ergeben: Geschickt sollte er sein im Mischen von Drinks, seine Karte muss er auswendig kennen, und seine Gäste sollte er freundlich behandeln. Spricht man mit Rudy Carpineti, dem Barchef der Anfang Juni eröffneten Bar Kaiser Franz, fällt einem noch etwas anderes ein: Der Barkeeper ist auch ein Sozialarbeiter. «Ich bin schliesslich verantwortlich für die gute Stimmung im Lokal», sagt er.

Der 46-Jährige ist seit fast zehn Jahren Barkeeper im Herzen des Kreises 4. Zuerst im Old Gregorys Pub – das im hinteren Teil auch ein Cabaret beherbergt – und jetzt im neuen Kaiser Franz, ein paar Querstrassen weiter. Er kennt die Problemfälle im Quartier, leiht seinen Gästen ein Ohr, wenns ihnen mies geht, und weist sie zurecht, wenn sie ausfällig werden. «Die Leute aus dem Milieu sind wie kleine Kinder, sie loten die Grenzen aus. Bist du zu nett, nutzen sie das aus», sagt er. Eigenhändig Diebe stellen oder bei Rangeleien einschreiten ist für Carpineti nichts Neues. Das mache ihm keine Angst. Ebenso unterhalte er Freundschaften zu seinen Gästen – nicht wenige davon aus dem Umfeld der Südkurve –, die extra seinetwegen in die Bar kommen, sagt er, ganz der Sozialarbeiter.

Gross wie ein Bär
Einer freilich, der sich mit Bier auskennt. Die Karte im Kaiser Franz listet neben Zürcher Bieren auch eher exotische Sorten. Bei der Eröffnung etwa wurde das vortreffliche Alhambra aufgetischt, das fies-süffige Bier eines kleinen Produzenten in Granada. Auch finden sich auf der Karte vielversprechende Namen wie Liefmans Fruitesse (Belgien), Sapporo Silver (Japan) oder Bombardier (Grossbritannien). «Das Biersortiment ist mein Baby», sagt Carpineti.

In kurzen Hosen und weitem T-Shirt steht der gebürtige Tessiner am Tag unseres Besuchs im sonnendurchfluteten kleinen Lokal an der Ecke Zini-/Rolandstrasse. Er wirkt ruhig, bedacht – und ist so gross wie ein Bär. Man kann sich schwerlich vorstellen, dass er manchmal aus der Haut fährt.

«Wir wollten jemanden, der souverän ist und ins Quartier passt», sagt Anatol Gschwind. Zusammen mit Lars Ruch, Alejandro Vazquez und Valerio Bonadei betreibt Gschwind das Kaiser Franz. Ebenso das Gonzo an der Langstrasse. Im Unterschied zum Rockclub aber spielt in der Bar der Fussball die Hauptrolle. Wichtige Spiele werden auf Leinwand gezeigt, und an der pastellgrünen Wand hängt ein Porträt Franz Beckenbauers, des Namensgebers.

Zwei der vier Bars an dieser Strassenkreuzung sind Kontaktbars, die Bar 63 und das Kaiser Franz dagegen werden von szenenahen Gastronomen betrieben. Spannungen gebe es deshalb nicht, im Gegenteil. «Wir pflegen zu allen Nachbarn einen guten Kontakt», sagt Carpineti. Sagts, bedient eine Dame in Spanisch, und bringt ihr wenig später frittierte Chilischoten ins gegenüberliegende Lokal. Carpineti besitzt eben auch die allerwichtigste Eigenschaft eines Barkeepers: echte Freundlichkeit.

Quelle: zueritipp.ch

Gesehen auf: biergenuss.ch

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