Keine Bierpreis-Erhöhung bei Schützengarten

Im Gegensatz zu einigen anderen Brauereien erhöht Schützengarten die Preise nicht. Dahinter stehen Prozessoptimierung und Kundenloyalität.

Im Laufe dieses Jahres haben einige Brauereien in der Schweiz ihre Bierpreise erhöht. Das Thema sorgt für oft hitzige Diskussionen im In- und Ausland. Denn beim Bierpreis gelten ähnliche ungeschriebene Gesetze wie beim Brot. Er dient mancherorts als wichtiger Indikator für die allgemeine Teuerung. Kein Wunder also, dass sich an Stammtischen und in sozialen Medien Unmut regt.

Gründliche Analyse
Die Bierpreisfrage beschäftigt natürlich auch die grösste und älteste unabhängige Markenbrauerei der Schweiz. «Gerade weil einheimisch produziert und dadurch einheimische Löhne bezahlt werden, wäre eine Preiserhöhung angebracht. Die Kosten für Personal, Energie, Logistik und Marktbearbeitung sind steigend», kommentiert Josef Zweifel, Finanzdirektor der Brauerei Schützengarten AG. «Darum mussten auch wir gründlich über die Bücher und alle Kosten vertieft analysieren, dies sowohl in Bezug auf den heutigen Stand als auch auf die Perspektiven bis Ende 2013.»

Kostenmanagement und Prozessoptimierung als Gegenstrategie
Obwohl sich Schützengarten mit einer Preiserhöhung durchaus in guter Gesellschaft mit grossen, von ausländischer Hand geführten Mitbewerbern im Schweizer Markt befunden hätte, entschied sich das Unternehmen dagegen. «Unsere Antwort auf den steigenden Kostendruck heisst Prozessoptimierung und sorgfältiges Kostenmanagement», betont Reto Preisig, Geschäftsleitungsmitglied der Brauerei Schützengarten AG. «Mit neuen Ideen und starker Motivation setzen wir alles daran, die steigenden Kosten zu kompensieren.» Reto Preisig begründet den Verzicht auf die Preiserhöhung vor allem auch mit der Loyalität gegenüber ihren Kunden. «Wenn bestehende und potenzielle Kunden diese starke Partnerschaft aus nächster Nähe miterleben und entsprechende Schlüsse ziehen, freut uns das natürlich», erklärt Reto Preisig.

Interview mit Reto Preisig, Mitglied der Geschäftsleitung Brauerei Schützengarten AG

Herr Preisig, international eingebundene Schweizer Brauereien erhöhen den Bierpreis, während eine durch und durch schweizerische Brauerei darauf verzichtet. Ist das ein Preiskampf zwischen David und Goliath?
Reto Preisig: Nein, überhaupt nicht. Denn wir sehen uns nicht in erster Linie als Kämpfer gegen internationale Konzerne, sondern als loyaler, verlässlicher Partner unseren Kunden gegenüber. Insbesondere die Gastronomie durchlebt zurzeit durch zunehmende gesetzliche Einschränkungen und strukturelle Veränderungen keine einfache Zeit. Eine Bierpreiserhöhung würde noch zusätzliche Probleme schaffen.

Trotzdem, wie schafft es eine relativ kleine Brauerei, dem Kostendruck zu widerstehen, während grössere Unternehmen, die durch ihre internationale Vernetzung wesentlich mehr Kostenvorteile haben sollten, die Preise erhöhen müssen?
Reto Preisig: Das müssen Sie natürlich die betreffenden Brauereien fragen, denn ich kenne deren Abläufe und Kostenpositionen nicht im Detail. Wir haben verschiedene Trümpfe: Schlanke Strukturen, kurze Entscheidungswege, ein sorgfältiges Kostenmanagement und die Fähigkeit, schnell zu reagieren.

Warum können Sie garantieren, dass die Schützengarten-Bierpreise bis Ende 2013 stabil bleiben?
Reto Preisig: Ein Teil unserer Kosten sind absehbar. Dazu gehören die Personalkosten sowie die durch Vorverträge gesicherten Rohstoffaufwendungen. Bei einem Teil der Kosten liegt tatsächlich eine gewisse Unsicherheit drin, so z.B. bei der Energie und dem Verpackungsmaterial. Wir gehen aber davon aus, dass wir ohne unerwartet hohe Kostensteigerungen die Preise im ganzen kommenden Jahr konstant halten können.

Gilt diese Preisstabilität für das gesamte Getränkeangebot?
Reto Preisig: Bei unseren eigenen Bieren gilt es sicher, weil diese ja bei uns im Haus gebraut werden und wir dadurch alle Prozesse selbst kontrollieren. Bei unseren Handelsgetränken wie Mineralwasser, Softdrinks, Säften und Wein, die wir unserer Kundschaft als ergänzendes Sortiment zu den Eigenprodukten anbieten, haben wir natürlich nur beschränkte Kostensouveränität. Aber auch hier setzen wir in den anstehenden Lieferantengesprächen alles daran, die Preise stabil zu halten.

Inwiefern profitieren Sie vom tiefen Euro?
Reto Preisig: Grundsätzlich gilt unsere Loyalität den einheimischen Marktpartnern und Lieferanten. Weil der Schweizer Markt aber nicht alle unsere Bedürfnisse abdecken kann, beschaffen wir einen Teil der Braurohstoffe im benachbarten Deutschland. In diesem Bereich kommt uns die derzeitige Währungskonstellation entgegen. Sie hilft, steigende Marktpreise zu dämpfen.

Quelle: schuetzengarten.ch

Gesehen auf: biergenuss.ch

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