Ein Museum mit Toast

Belegte Toastbrote nach altväterlicher Manier: Das Konzept der Basler «Brötli-Bar» ist nicht kopierbar und besitzt nostalgischen Charme.
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Hier erhält man wahrlich etwas für seine Münzen: Ein Brötli in der Basler «Brötli-Bar» kostet 3 Franken 50, wie die Rechnung unseres Gastrokritikers zeigt. (Bild: Wolfgang Fassbender)

 
Ein Besuch in der «Brötli-Bar» sei keine gute Idee, mahnte eine gebürtige Baslerin. Grosse Gefahr lauere, falls sich ein Zürcher erdreiste, über eine von Basels unantastbaren Institutionen zu schreiben. Verfluchungen und politische Komplikationen könnten nicht ausgeschlossen werden.
Institution seit Ewigkeiten
Sei’s drum. Man muss etwas wagen dann und wann. Zumal ja kein Restaurant seit 1906 überlebt hätte, das sich nicht grundsätzlich Mühe gäbe mit seinen Kunden. Allein mit der umsatzträchtigen Lage kann man die Langzeitexistenz nicht begründen. De facto ist die Basler «Brötli-Bar» allein auf weiter Flur, hat sich gegen alle Burger-Bratereien und sämtliche Bratwurst-Stationen durchgesetzt, verfolgt als museal wirkendes Unikat die Idee, belegte Toastbrotscheiben nach altväterlicher Art anzubieten. Früher hätten die Schnitten offen dagelegen, erzählen ältere Einheimische, was inzwischen der Hygieneregeln wegen nicht mehr möglich sei. Auch, dass sie einst grösser gewesen sein sollen, die Brötli, dass sie billiger waren und dass die Welt anno dazumal sowieso besser, gerechter und überschaubarer gewesen sein muss als heute, bekommt man nach einigem Recherchieren heraus.

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Seit 1906: Die «Brötli-Bar» in Basel besticht mit unverändertem Toastbrot-Konzept. (Bild: PD)

Brötli und mehr
Bei genauem Hinsehen ist die «Brötli-Bar» vielfältiger als gedacht, denn ausser den Broten, die man sich selbst aus der Kühlvitrine auf den Teller schiebt, gibt es weitere Offerten. Poulet im Körbli zum Beispiel, Pommes frites inbegriffen, Bouillon mit Ei oder Rollmops-Teller. Doch wir waren ja in erster Linie der Brötli wegen da und schlugen doppelt zu, verkosteten an zwei aufeinanderfolgenden Tagen insgesamt sechs unterschiedliche Toastbrote. Mit durchaus überzeugendem Resultat. Vor allem die Thon-Mousse gefiel, da fein gewürzt, auch am Tatar und am Poulet war nicht das Geringste auszusetzen, während Sellerie und Reis mit Curry ein bisschen mächtig wirkten. Wäre die «Brötli-Bar» keine begehbare Basler Historie, sondern ein moderner Szeneladen, servierte sie womöglich kein ungetoastetes Toastbrot, sondern knusprig angeröstetes Vollkornbrot, legte mehr Wert auf saisonale Zutaten und ausgefallene Kreationen. Aber dies zu fordern, wäre in diesem Falle hochgradig albern, weshalb wir uns hüten, es zu tun.
Wein, Cüpli und nette Leute
Zu den Brötli kann man Bier bestellen, Softdrinks oder einen währschaften Chasselas. Sogar ein Champagner-Cüpli ist im Angebot. Dieses erschöpft sich dann aber in einem deziliterweise ausgeschenkten italienischen Rotwein namens «Le Volte». Dass es den schon vor mehr als hundert Jahren gegeben hat, schliessen wir aus, wollen aber auch nicht allzu dogmatisch sein. Jedenfalls nicht so streng wie die Kellnerin, pardon, Brötli-Beauftragte, deren Ton wir als etwas harsch empfanden; energisch wies uns die Dame darauf hin, dass die Vitrinenklappen unbedingt bis ganz nach oben geklappt werden müssten – offenbar ein verbreiteter Anfängerfehler der immer wieder hineinschneienden Touristen. Bei Test Nummer zwei fand ein Personalwechsel statt; eine nette Dame und ein ebenso gut gelaunter Herr machten sich keiner Nachlässigkeit schuldig, riefen sogar noch einen Abschiedsgruss. Die Legende der früher umfangreicheren Brötli können wir übrigens nicht bestätigen, entsprechende Gerüchte werden von berufener Seite konsequent dementiert. Auch das allgemeine Lamentieren über die Preise muss man einordnen: Nach drei Brötli ist man gut gesättigt, und die Fleischklopse und Würste der Konkurrenz kosten schliesslich auch Geld. Ohne dass man im Essens-Tarif den Museumsbesuch inklusive hätte!
Ein empfehlenswertes Restaurant, das Konzept ist stimmig. Üppig belegte Brötli kosten zwischen 3 Franken 50 und 5 Franken.
Brötli-Bar im Hotel Stadthof, Gerbergasse 84, 4001 Basel, Tel. 061 261 87 11;www.broetlibar.ch , info@broetlibar.ch.

Quelle: nzz.ch

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