Reservation: Wer ins Restaurant will, soll im Voraus bezahlen

Mit einer Software will ein US-Amerikaner Restaurantgäste davon abhalten, trotz Reservation nicht zu erscheinen. Schweizer Gastronomen sind zurückhaltend.
Für Restaurantbesitzer ist es ein Albtraum: Gäste reservieren einen Tisch, erscheinen aber nicht. Am Schluss bleibt den Wirten ein Loch in der Kasse. Vor allem während Grossevents wie Messen kommt es oft zu diesem Problem, das in der Fachsprache «No Show» genannt wird. Gewisse Firmen reservieren dann für ihre Angestellten in verschiedenen Lokalen, gehen schliesslich aber nur in eines.
Der US-Gastro-Unternehmer Nick Kokonas glaubt nun, eine Lösung gefunden zu haben. Er hat ein Online-Reservierungssystem namens Tock entwickelt. Ähnlich wie bei Konzertbesuchen muss, wer essen gehen möchte, im Voraus bezahlen. Ihr Essen können Gäste trotzdem noch spontan wählen, eine Vorbestellung eines Menüs ist nicht notwendig.

Reservation Nick Kokonas

Bild: Twitter

Kreditkarte als Garantie

Anstatt ein Online-System wie Tock zu verwenden, verlangen gewisse Restaurants bei Reservationen die Kreditkartendaten des Gasts als Garantie. Taucht der Besucher nicht auf, wird ihm eine Strafgebühr verrechnet. Ein Beispiel hierfür ist der Londoner Gastronom Gordon Ramsay. Wer in seinem Gourmettempel einen Tisch reserviert und nicht erscheint, bezahlt 150 Pfund (circa 215 Franken) pro Person.
Bei den Schweizer Gastronomen sind derartige Vorsichtsmassnahmen trotz des Ärgers über ausbleibende Gäste selten. Der Zürcher Vegi-Pionier Rolf Hiltl erklärt, dass das Problem zwar oft vorkomme, er sich aber die Verwendung eines Online-Tools nicht vorstellen könne. «Allenfalls werden wir irgendwann bei Gruppen ab zehn Personen eine Anzahlung verlangen», so Hiltl. Noch sei aber nichts entschieden.

Reservation Rolf Hiltl

Vegi-Papst Rolf Hiltl sagt, dass er sich die Verwendung des Online-Systems aus den USA derzeit nicht vorstellen könne.
Bild: Keystone / Christian Beutler


Hans-Jörg Degen, Kommunikationschef der Bindella-Unternehmungen, die ungefähr 40 Restaurants betreibt, hält ebenfalls wenig vom Prinzip der Vorauszahlung. «Wir beharren nur bei ganz speziellen Anlässen wie Silvesterfeiern darauf», sagt er. Der Grund: Solche Anlässe wiesen immer viel mehr Interessenten als Plätze auf. Personen abzuweisen, obwohl infolge eventueller «No Shows» noch Plätze verfügbar wären, das wolle man bei besonderen Feiern verhindern.

Ein Wetter-Problem

Nebst Grossevents sind auch Wetterschwankungen ein typischer Grund für «No Shows», wie Rolf Hiltl erklärt. «Die Leute reservieren an mehreren Orten für den gleichen Zeitpunkt. Einmal in einer Gartenbeiz und einmal drinnen. Je nachdem, ob die Sonne scheint oder nicht, entscheiden sie, wo genau sie essen gehen.» Doch genau von dieser Spontaneität lebe das Gastgewerbe. Die Gastronomen müssten flexibel bleiben. Bei Hiltl lasse man bewusst einen Drittel der Tische unreserviert, damit auch spontane Gäste die Chance hätten, einen Platz zu ergattern.
Vonseiten des Branchenverbands Gastrosuisse heisst es, dass Vorverkäufe grundsätzlich denkbar seien, doch eine gängige und empfehlenswerte Praxis sei es, bei einer Reservation die Telefonnummer aufzunehmen. Das helfe, eine gewisse Verbindlichkeit herzustellen, und die Gäste könnten dafür sensibilisiert werden, sich gegebenenfalls abzumelden.
Das sieht auch die Fernsehköchin Meta Hiltebrand so. Für ihr Restaurant Le Chef in Zürich gelte: Gäste, die telefonisch reservieren, sind zuverlässiger als solche, die dies online tun. Von Vorauszahlungen hält Hiltebrand trotz gelegentlichen Ausfällen nichts. «Man kann doch nicht zuerst das Geld verlangen und erst danach die Dienstleistung erbringen.» Eine Meinung, die Stéphanie Portmann von der Fred Tschanz AG, die zum Beispiel das Zürcher Café Odeon betreibt, teilt: «Ich denke, eine Vorauszahlung stimmt den Gast negativ – und das noch bevor er das Restaurant betreten hat.»
 
Quelle: 20min
Bild: Keystone / Walter Bieri

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