"Bienenmaden schmecken wie geröstete Nüsse"

Insektenforscher Daniel Ambühl will Bienenmaden als Nahrungsmittel in der Schweiz legalisieren. Eine Imkerin hat sie für 20 Minuten getestet.
Ihre Körper sind weiss und von einem schleimigen Glanz überzogen – Bienendrohnenmaden sehen alles andere als appetitlich aus. Doch in Japan werden die Hachi-No-Ko (frei übersetzt: „Kinder der Bienen“) schon seit Jahrhunderten als Delikatesse verspeist. Und auch auf dem Areal der Stadionbrache Hardturm in Zürich schwimmen die Insekten am Mittwochmorgen über einem Feuer im heissen Wasser.

In die Pfanne statt in den Abfall

Mit von der Partie ist Anna Hochreutener, Gründerin der Zürcher Stadtimkerei Wabe3. „Eigentlich sind Drohnenmaden ein Abfallprodukt der Honigproduktion. Sie werden jeweils entsorgt“, erklärt die Imkerin. Genau an diesem Punkt will Ambühl ansetzen: „In der Schweiz werden jährlich 50 bis 100 Tonnen Bienenmaden weggeworfen. Das ist schade, denn die Insekten sind sehr nahrhaft und beinhalten nebst Proteinen seltene Stoffe wie Vitamine, Eisen, Zink und Iod.“
Vor allem für Personen mit Mangelerscheinungen seien Bienenmaden eine optimale Nahrungsergänzung. Der Insektenforscher – selbst Vegetarier – setzt sich deshalb zusammen mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) dafür ein, dass Bienenmaden in der Schweiz auf die Liste essbarer Insekten gesetzt werden. Ambühl: „Auch viele Regenwaldvölker ernähren sich seit Jahrtausenden entomovegan – also vegan mit Insekten. Wieso sollten wir nicht dasselbe tun können?“

«Würde gut in einen Salat passen»

Um das eigentliche Abfallprodukt einmal von einer anderen Seite kennenzulernen, probiert Imkerin Anna Hochreutener zögerlich einige der gebratenen Drohnenmaden. Ihr Urteil: „Sie schmecken interessant, ein wenig wie geröstete Nüsse. Ich könnte mir vorstellen das sie gut in einen Salat passen würden.“ Sie gibt zu, anfangs etwas skeptisch gewesen zu sein. „Ich hatte Hemmungen. Doch bei solchen Sachen spielt halt der Kopf mit. Der Gedanke an Maden ist nicht der angenehmste.“
Bei ihrer Arbeit schneidet Hochreutener pro Bienenvolk jeweils zwei bis drei Drohnenbrutwaben – die von den Honigwaben getrennt sind – aus dem Stock. Dieses Vorgehen dient dem Erhalt des Bienenvolkes: Die sich in den Waben befindenden Maden sind manchmal von schädlichen Milben befallen, die das Volk ohne Behandlung ausrotten würden. „Die Idee, diese Abfallprodukte weiterzuverwerten, finde ich sehr interessant“, sagt Hochreutener. Eigentlich spreche nichts dagegen, Bienenmaden als Nahrungsmittel freizugeben.
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Quelle: 20Minuten
Bild: 20Minuten, aus Video von Murat Temel

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