Gastroblogs: Zu Tisch mit der Tastatur

Gastroblogs, die online Restaurants besprechen, geniessen einen zweifelhaften Ruf. Wie kompetent sie urteilen, ist umstritten. Und: Nicht alle Blogger bezahlen ihre Rechnungen selbst.
Ein Restaurant, zwei Meinungen? Koch Fabian Spiquel vom Restaurant Maison Manesse in Zürich «liebt Experimente, einige seiner Einfälle sind schon fast genial. Mit erlesenen Zutaten arrangiert er Kleinkompositionen, welche oft die Sterne streifen», lesen wir an einer Stelle. «Die Portionen sind klein, die Gerichte einfallsreich und alles ist mit viel Können und Begeisterung zubereitet», heisst es anderswo.
Auf den ersten Blick gleichen sich die Urteile – doch könnten die Hintergründe nicht verschiedener sein: Das erste Zitat stammt aus dem renommierten, seit bald 30 Jahren in der Schweiz erscheinenden Gastroguide «Gault Millau», für den jährlich über 800 Restaurants schweizweit von einer Brigade mit rund 20 Testern auf Herz und Nieren geprüft werden. Das zweite Zitat dagegen ist von «Harrys Ding», einem Gastroblog, den ein einzelner Gourmet, Harry eben, vor sieben Jahren gegründet hat; auf seiner Website werden rund 120 Restaurants im Raum Zürich besprochen.

Ein Foto im Blog kann beste Werbung sein

Dass sich Geniesser online informieren, welche Lokale angesagt und besuchenswert sind, hat in den letzten Jahren zugenommen. Wohlgemerkt ist hier nicht von den noch viel häufigeren Foodblogs die Rede, in denen Kochrezepte und empfehlenswerte Produkte getauscht und diskutiert werden. Sondern von den Gastroblogs, in denen Restaurants und ihre Menüs von einem oder mehreren Testern besprochen werden.
Doch wie wichtig sind solche Blogs für die Gastrobranche? «Wenn irgendwo das Foto eines gelungenen Gerichts gepostet wird, kann das tatsächlich beste Werbung sein», sagt Tobias Buholzer, Küchenchef im Restaurant Passion vom Eglisauer Gasthof Hirschen. Natürlich habe auch er Mühe, wenn jemand negativ über ihn schreibe, und freue sich umgekehrt über positive Beiträge; «aber jeder hat das Recht zu kritisieren». Wichtig sei einzig, so Buholzer, dass sich die Bloggerinnen und Blogger ihrer Verantwortung bewusst seien, denn sie hätten schon eine gewisse Macht.

Spielregeln einhalten

Der Herausgeber des «Gault Millau», Urs Heller, relativiert diesen Einfluss der Online-Restaurantkritiker: «Ich freue mich über jede Publikation, die sich mit dem Essen befasst, glaube aber, dass der Einfluss von Foodblogs überschätzt wird.» Der von seinem Gastroführer ausgezeichnete «Koch des Jahres», verdeutlicht er, könne mit einem Umsatzplus rechnen, das bei über 40 Prozent liege – da könnten Blogs nicht mithalten. «Wir können ein Restaurant füllen», äussert sich der Chefredaktor des «Gault Millau» pointiert, «Gastroblogs nicht.»
Lesen Sie den ganzen Artikel im Tagesanzeiger
Foto: Urs Jaudas

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