Tausende folgen einem Gastro-Pranger

Die Betreiber der Zürcher Bars und Restaurants müssen sich längst nicht mehr nur vor professioneller Kritik fürchten. Denn Tausende folgen einem Gastro-Pranger.
Im Mittelalter war es üblich, Straftäter an einem zentralen Ort in der Stadt an den Pranger zu stellen und so dem Spott des Volkes auszuliefern. Mit Gastronomen verfährt der Wutbürger im digitalen Zeitalter ganz ähnlich. Missliebige Wirte werden zwar nicht physisch an einen Pfosten in der Innenstadt gebunden nämlich den Gastro-Pranger im Internet mit allerlei Schimpftiraden bedacht. Um diese soll es in diesem „Züritipp“-Gastroblog gehen.
Die Facebook-Gruppe „Blacklist Restaurants & Hotels“, die sich ganz den giftigen Beschwerden über die Gastronomie in und um Zürich verschrieben hat, zählt inzwischen schon rund 3000 Mitglieder. Unter diesen finden sich neben dem klassischen Wutbürger natürlich auch neugierige Vertreter der Gastronomie und neutrale Beobachter, die ihr Geld mit der Berichterstattung über die Restaurant- und Barszene verdienen. Der Wutbürger aber, er dominiert und regiert in diesem Umfeld.
Und das führt uns direkt zur grossen Frage: Sind die harten Worte noch Kritik? Sind sie wirklich berechtigte Warnung vor unlauteren Praktiken und schlechten Leistungen? Kaum. Wenn der Schreiber X den Kellner Y als „Mongo“ tituliert oder eine Dame findet, jede Bar, die Nüssli und Chips nicht gratis serviert, sei „bescheuert“, hat das mit Objektivität noch weniger zu tun als ein erboster Fussball-Fan. Einem professionellen Kritiker würde der Vorgesetzte für derlei Formulierungen die Ohren lang ziehen. Und das mit Recht.
Grotesk wird es dann, wenn vorbildliche Betriebe wie die Wirtschaft zum Neumarkt ihre grössten Schlagzeilen dadurch bekommen, dass sich ein Gast über die Preispolitik mokiert. „10 Franken Strafgebühr für Nicht-Esser“, titelte der „Blick“ einst, inspiriert von einem Bericht auf besagter Blacklist. Dabei wird ein vernünftiger Mensch doch verstehen, dass ein Speiserestaurant für Speisende gedacht und kein Ort für einen abendlichen Apéro ist. Zumal zum Neumarkt noch ein Café gehört, in dem man unbehelligt apérölen kann.
Den ganzen Bericht finden Sie hier.
Foto: istock / Vasko Miokovic
 

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