Darf es ein Glas «Bschötti» sein?

Der Urnäscher Kevin Gülünay entwickelt zusammen mit der Firma Appenzeller Edelbrand einen Citrus-Chili-Likör. Wie dieser Ostschweizer Likör entstand, welche Reaktionen Gülünay erlebt hat und was Bschötti eigentlich bedeutet – davon erzählt diese Marketing-Geschichte.

Der 30-jährige Kevin Gülünay hatte beim Feierabendbier genug vom Pfefferminzlikör, der ihm serviert wurde. Deshalb kam ihm, in Gesellschaft der Mitarbeiter einer Brennerei, der Einfall, einfach seinen eigenen Likör herzustellen.

Immer nur Pfefferminz-Likör?
In seinem Job als Key-Account-Manager im Bereich SMS-Marketing hat Gülünay absolut nichts mit Schnaps zu tun. Und plötzlich wird er zum Likörproduzenten. «Die Idee kam nicht von mir alleine. Ich war mit Mitarbeitern von Appenzeller Edelbrand unterwegs. Nach einer Runde Shots kam die Frage auf, warum es denn immer ein Likör mit Minze-Geschmack sein muss. Wir waren uns einig: Muss es gar nicht.» An diesem feuchtfröhlichen Abend entstand nicht nur das Vorhaben, einen Likör zu kreieren. Die Männerrunde beschloss auch gleich dessen Geschmacksrichtung: Citrus-Chili. Und dank angeheiterter Stimmung liess auch der eigenartige Name «Bschötti» nicht lange auf sich warten. Dazu gleich mehr.

Silvesterchlaus? Bschötti!
Nicht nur bei der Entwicklung der Idee halfen die Mitarbeitenden der Brennerei mit, sondern sie unterstützen Gülünay auch in der Produktion. Dazu der Neo-Likörproduzent: «Die kleine Brennerei Appenzeller Edelbrand in Urnäsch hat ein Markenzeichen: Gin und Brände, verbunden mit Tradition. Bei jeder Brandsorte ziert ein anderer Silvesterchlaus das Etikett.» Diese Anlehnung an die Tradition und Herkunft sagte Gülünay besonders zu für seinen Likör mit dem lustigen Namen Bschötti. Erklärung folgt.

Alles nur Spass
Nach dem besagten Feierabendbier im Juni 2021 passierte zwei Monate lang nichts. Aber dann ging’s schnell. «Man könnte annehmen, dass wir den Geschmack definiert, die Flaschen abgefüllt und dann verkauft haben. Das war in unserem Fall aber ganz anders», erinnert sich Gülünay. Er hatte innerhalb weniger Tage an die 100 Flaschen des Likörs an seine Familie und Freunde verkauft. Und das, obwohl der ganze Markenauftritt noch gar nicht geplant war. «Es war ja alles nur aus Spass entstanden. Bei den 100 Flaschen wollte ich es eigentlich belassen.» Doch es ging weiter. Drei Wochen nach dem ersten Verkauf an Familie und Freunde war die Marke geschaffen: Bschötti Landluft Citrus-Chili-Likör. Er hat den frischen Citrus-Geschmack im Fokus und überrascht mit einem leichten Chili-Abgang. Was insgesamt so gar nicht zu seinem Namen Bschötti passt. Dazu jetzt endlich.

«Bschötti» – echt jetzt?!
Schon beim initialen Feierabendbier war klar: Der Name des Likörs soll etwas Lustiges sein, sich von anderen Getränken abheben, und vor allem ins Appenzellerland passen. Gülünay schmunzelt. «Ja, der Name kann ein wenig verunsichern. Es gab auch Leute, die meinten, der Likör sei geschmacklich viel zu gut für diesen Namen. Denn natürlich würde niemand eine zweite Flasche Likör kaufen, wenn dieser wirklich nach Bschötti schmecken würde», witzelt der Erfinder. Bschötti ist echtes Appenzeller Lokalkolorit für: Gülle. Dünger. Mist. Kuhdung. Nennen Sie’s, wie Sie wollen.

Nachdem der Name gesetzt war, stand auch die Idee fürs Etikett: Gülünay liess einen Güllenwagen auf Graspapier drucken – und das Produkt war bereit. «Der Geschmack und der Auftritt passen perfekt», sagt Bschötti-Vater Gülünay stolz. Viele Erstkonsumentinnen und -konsumenten hätten den Likör auf Facebook und Instagram gepostet, und schon landeten Anfragen von Getränkehändlern in Kevin Gülünays Inbox. Ob diese Bschötti-Geschichte noch weitergedeiht oder ob sie in der Kanalisation origineller Getränkeideen landet: Das wissen wohl noch nicht mal die drei Appenzeller-Käse-Weisen.

Dieser Artikel erschien Anfang Jahr erstmals in der Zeitung
«Die Ostschweiz».
dieostschweiz.ch

Internetauftritt des Bschötti:
bschoetti.ch

Text Manuela Müller
Fotos Tanja Brandenberger

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