Jahrgangsunterschiede beim Wein – wieso sie zu Stande kommen und wie man den Überblick behält

In der Weinwelt gibt es natürlich unzählige Weine, die Jahrgang für Jahrgang gleich schmecken und für den unmittelbaren Genuss bestimmt sind. Die Weine sind meist korrekt und sauber, es fehlt ihnen aber an Persönlichkeit und Tiefe. Dann wiederum gibt es diejenigen Weine, welche Jahr für Jahr massgeblich von der Arbeit im Rebberg und im Keller beeinflusst sind. Um genau diese Weine und um das richtige Tool zur Einschätzung eines Jahrgangs (am Ende dieses Beitrages) soll es hier gehen.

Einfluss der Witterung auf die Güte eines Jahrgangs
Wie wir alle wissen, ist Wein ein Naturprodukt und die Qualität abhängig von verschiedenen Faktoren, vor allem dem Klima.

Während die Witterung in mediterranen, warmen Regionen, zumindest während des Vegetationszyklus, von Jahr zu Jahr mehr oder weniger gleich ist, nämlich warm/heiss und trocken, zeigt sie sich in unseren gemässigten Breitengraden bedeutend diverser. Jedes Jahr ist anders: einmal kühl- oder warm-nass, einmal kühl- oder warm-trocken. Durchschnittswerte von Temperatur und Niederschlag während der Vegetationsphase sagen jedoch wenig über den Charakter des Jahrgangs aus. Vielmehr ist der genaue Witterungsverlauf während des Zyklus von Relevanz. Auch der Einfluss auf bestimmte Rebsorten kann völlig verschieden sein. So sind häufig grosse Rotweinjahre in einer bestimmten Region kaum auch gross für Weisswein und umgekehrt.

Nachfolgend ein paar Beispiele:

  • Regen und kühle Temperaturen während der Blüte verringern den Bewuchs und demzufolge auch den Ertrag, was zu mehr Konzentration führen kann
  • Regen kurz vor oder während der Ernte machen Weine extraktärmer (buchstäblich wässriger). Dazu lässt die Nässe die Trauben anfälliger für Botrytis (Fäulnis) werden
  • Trockenes Wetter im Sommer und Herbst erhöht wiederum den Extraktgehalt und lässt die Gerbstoffe in Ruhe ausreifen
  • Warme Temperaturen im Sommer und Herbst lassen die Zuckerwerte steigen
    Bei (extremer) Trockenheit wirken die Gerbstoffe häufig etwas sperrig
  • Kühle Nachttemperaturen im Spätsommer und Herbst bewahren die Säure
  • Grosse Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht konzentrieren die Aromen, erhöhen die Aromenvielfalt und machen den Wein schliesslich ausdruckvoller
  • Moderate Wärme ohne grosse Hitzespitzen und gerade ausreichend Niederschlag führen zu harmonischen, ausbalancierten Weinen

Während die Winzer den klimatischen Gegebenheiten früher ziemlich schutzlos ausgeliefert waren, können Produzenten mit dem heutigen Wissen die negativen Folgen der Witterung abfedern, zum Beispiel durch gutes Laubmanagement, Ertragsbeschränkungen und die richtige Wahl des Erntezeitpunktes.

Jahrgangsbewertungen – Top oder Flop?
Ähnlich komplex wie die Witterungsverhältnisse sollte auch die Jahrgangsbewertung sein. Denn die Jahrgangsübersichten, welche lediglich reine Schulnoten, Daumen, Pfeile, oder Sternchen für Jahrgänge vergeben, werden dem Thema bei Weitem nicht gerecht. Der eine Weingeniesser mag kraftvolle, opulente, reiffruchtige Weine. Der andere präferiert elegante, leichtfüssige und frische Gewächse. Besonders empfehlenswert ist die neue Jahrgangstabelle vom Weinhändler Martel. Hier geht es nicht nur um alleinstehende Noten. Sie liefert umfassende Antworten zur Stilistik, Erntemenge, zum Reifepotential und zu besonderen Witterungsverhältnissen eines jeden Jahrgangs. Vorbeischauen lohnt sich.

Bild und Text: Martel AG
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