Zoë Zimmermann – das Multitalent vom Zürcher Club Hive

Wenn eine junge Frau in kürzester Zeit vom Aushilfsjob an der Bar zur Chefin derselben wird, lohnt sich ein genauerer Blick. Den hat unsere Autorin geworfen und mit Zoë Zimmermann ein beeindruckendes Nachwuchstalent entdeckt.

Wir sitzen in der Tanzstube, dem oberen Floor des berühmten Zürcher Clubs Hive an der Geroldstrasse. Hier stehen regelmässig internationale DJ-Grössen an den Turntables, der Club erfreut sich weit über die Landesgrenzen hinaus grosser Beliebtheit. Mit hochgezwirbelten Haaren und Zigarette rauchend hockt Zoë Zimmermann mir gegenüber, jetzt, tagsüber, da die Tanzstube in das Restaurant Gerold’s Chuchi umgewandelt ist.

Betriebs- und Personal­leiterin mit 32 Jahren
Zoë Zimmermann ist Betriebs- und Personalleiterin sowie Barchefin im Hive Club, und das mit erst 32 Jahren. 2016 sprang sie als Aushilfe an der Hive-Bar ein. Es war ein glücklicher Zufall. «Eine Freundin und ich sassen gerade zu Hause beim Prosecco, als sie ein SMS bekam. Ob sie jemanden kenne, der an der Bar aushelfen könne. Sie hat mich gefragt, ich habe zugesagt.» Zoës lässiges und fröhliches Wesen kam sofort gut an, und nach einer internen Personalrotation wurde sie 2018 zur Barchefin ernannt. «Anfangs habe ich das nur nebenbei gemacht», sagt sie. «Tagsüber arbeitete ich damals noch beim Magazin Rckstr, wo meine Laufbahn begann.»

Von der Aushilfe an der Bar zur Eventchefin
Nach Beendigung ihrer KV-Lehre bei der renommierten NZZ half Zoë zunächst nur an Events des Rckstr-Magazins an der Bar aus. Das Rckstr veranstaltete Festivals und u. a. die Street Parade. Sie war damals erst 19, fiel dem Chef vom Rckstr aber durch ihre Zuverlässigkeit auf. Mit 21 bekam sie von ihm das Angebot, im Anzeigenverkauf tätig zu werden. «Bald gingen immer mehr Themen über meinen Tisch, und ich war für die Werbung, Distribution und die Abonnenten der Zeitschrift zuständig.» Es folgte die Beförderung zur Event- und Personalleiterin mit Verantwortung für über 300 teils freischaffende Mitarbeitende. «Plötzlich war ich Chefin von Leuten, die mich zuvor eingearbeitet hatten», erzählt sie. Keine einfache Situation. «Irgendwann habe ich das ganze Team ausgewechselt und neue Leute angestellt. Viele davon arbeiten bis heute mit mir im Hive.»

Multifunktionell begabt
Die Arbeit an der Bar war für Zoë jedoch anfangs stets eher Hobby und Ausgleich zum Büro-Job. Erst nachdem sie 2018 Barchefin des Hive wurde, hat sie ihre Leidenschaft zum – zweiten – Beruf gemacht. Tagsüber damals immer noch beim Rckstr, nachts im Hive – auch zeitlich eine echte Herausforderung. «Erst im Januar 2020 bin ich dann ganz zum Hive gewechselt. Nach zehn Jahren beim Rckstr-Magazin war für mich die Zeit für eine Veränderung gekommen.» Ihr wurde im Club neben der Führung der Bar nun auch die Betriebs- und Personalleitung übertragen. Eine Multifunktionsaufgabe, wie man sie selten findet.

Teamspirit als Erfolgsrezept
«Ich liebe meinen Job und würde alles dafür tun», sagt sie. «Ich brauche die Abwechs­lung, und die Arbeit in der Nacht ist für mich eigentlich kein Job, sondern Vergnügen.» Sie arbeitet von Dienstag bis Sonntagmorgen. «Am Freitag gehe ich vom Büro gar nicht mehr nach Hause, sondern bin im Backoffice bis ca. 22 Uhr und wechsle dann direkt an die Bar.» Das ist auch ihr Erfolgsgeheimnis. «Wenn man Personal- und Betriebsleitung innehat, aber nur tagsüber da ist, bekommt man kein Gefühl für den Nachtlebenbetrieb und die Menschen, die darin arbeiten. Ich packe mit an, habe den Überblick, und das schätzen die Mitarbeitenden an mir.» Zoës Ziel dabei: verstaubte Abläufe aufpolieren, frischen Wind und mehr Flexi­bilität ins Team bringen. «Die Leute sind mittlerweile flexibler geworden, springen füreinander ein und arbeiten auch mal in einer anderen Position mit.» Den guten Vibe im Betrieb lobt auch ihr Chef, Nico­la Schneider, einer der Inhaber vom Hive. «Er sagt, dass noch nie so gute Stimmung im Team war. Das freut mich sehr.» Mittlerweile arbeiten auch viele Freunde und Kollegen von Zoë hier. «Mein privates Umfeld ist auch mein berufliches geworden.» Denn Freizeit hat sie kaum. «Wenn Freunde mich treffen wollen, wissen sie, an welchem Hive-Event sie mich finden.»

«Die Freude der Gäste ist meine Belohnung»
Was ist das Schönste für sie an ihrem Job? «In einem Umfeld zu arbeiten, wo die Mitarbeitenden gerne hinkommen. Nicht nur, um hier ihren Stutz zu verdienen, sondern weil sie einfach gerne da sind.» Aber nicht nur das, auch der Erfolg erfüllt Zoë mit Freude. «Zu sehen, wenn all die Mühe, die ich mir gemacht habe, Früchte trägt. Auch wenn ich müde und erschöpft bin von einem langen Arbeitstag. Die glücklichen Gesichter der Gäste und Mitarbeitenden sagen mir: es hat sich gelohnt.»

Text Maria Liessmann
Fotos Mischa Scherrer

Zurück zum Blog

Ähnliche Beiträge

hotelleriesuisse zieht Sterne-Urteil weiter

Bern (ots) – Das Zürcher Kassationsgericht lehnt die Nichtigkeitsbeschwerde von hotelleriesuisse in...

Ein Drink an der Bar mit Claudio Zuccolini

Claudio Zuccolini gehört zu den bekanntesten Comedians in der Schweiz. Seine Soloprogramme «Der...

Ein Geschenk – zum Fressen gern

Zum ersten Mal erschien im auslaufenden Jahr das Best of Swiss Gastro Book. Darin enthalten:...