Beizer klönen, statt Gäste anzulocken

Der Smartphone-Boom könnte der serbelnden Schweizer Gastrobranche einen Umsatzschub verleihen. Doch die Branche verschläft den Trend der mobilen Gaststätten-Suche.

Die Schweiz ist zwar nicht an der Fussball-Europameisterschaft vertreten. Trotzdem sind wir Europameister – bei der Internetverbreitung. Kein anderes Volk nutzt das Internet mehr als wir. Und bereits 43 Prozent der Handys im Land sind Smartphones.

Fast zwei Drittel der Smartphone-Nutzer nützen laut einer Google-Studie ihr Gerät, um Produktinformationen abzufragen und zwar nicht nur von globalen Anbietern. Die Hälfte der Surfer fragt mindestens einmal wöchentlich lokale Informationen ab. Am meisten klicken mobile Internetnutzer auf Infos über Restaurants und Gaststätten an (45 Prozent).

Jeder Rappen zählt
«Das Internet ist eine Chance für die Gastrobranche. Deshalb sollten sich Restaurantbertreiber auf jeden Fall mit dem Trend zum mobilen Surfen beschäftigen», findet der Zürcher Gastrokonzepter Jürg Landert. Eine gut gemachte und Smartphonegerechte Website würde zwar keine Umsatzverdoppelung bewirken. Denn der Trend zum schnellen Take-Away lasse sich nicht mehr umkehren. «Aber auch ein Ertragsplus von zehn Prozent wäre nicht zu verachten», gibt er zu bedenken.

Im Moment zählt für die Branche jeder Rappen. Der Umsatz brach letztes Jahr über sieben Prozent ein (auf 1,9 Milliarden Franken). Die Zahl der Arbeitsplätze sank seit 2008 um über 10 000. Besonders gelitten hat die traditionelle Gastronomie, insbesondere die Gasthöfe abseits der Stadtzentren.

Einseitige Homepage genügt
«Gerade in Ballungsgebieten können aber online gut auffindbare und dokumentierte Restaurants von Geschäftsleuten profitieren, die sich gerade in der Nähe aufhalten», findet Stephan Würth, Marketing-Experte Internetfirma Beecom. Dazu bedürfe es nicht einmal grosser Investitionen. «Mobil sein, ist heute nicht mehr schwierig. Eine einzige Lösung reicht aus, um verschiedene Portale wie Website, Mobile oder Facebook zu bewirtschaften.»

Eine Einseitige-Homepage mit Angebot und Telefonnummer würden für ein Restaurant vollauf genügen. Darüber hinaus könne mit einem kleinen Aufwand eine «Click to Call»-Such-Werbung aktiviert werden. Diese erlaubt es den Surfern, gleich über die Google-Suchseite im Restaurant anzurufen und einen Tisch zu bestellen.

Schwellenängste bei Wirten
Doch die Realität ist eine andere. «Besonders in der Gastrobranche wird der Trend zu local, digital & social noch kaum genutzt. Es gibt noch viel zu wenige mobilfähige Firmen-Websites», beobachtet Google-Schweiz-Chef Patrick Warnking. Das schlägt sich direkt in seinem Unternehmen nieder. Die Branche nutze das «Click to Call»-Angebot von Google noch unterduchschnittlich, stellt Warnking fest.

«Es gibt allerdings unter den gut 30 000 Restaurants im Land viele Eigentümer geführte, kleine Gastrobetriebe, die sich eher konservativ verhalten. Das ist eine gewisse Schwellenangst gegenüber Neuem verständlich», nennt Landert das Hauptproblem. Das merkt auch der Branchenverband Gastrosuisse. Laut Gastrosuisse-Sprecherin Astrid Haida besuchen jährlich über 1000 Wirte einen Teil der dreistufigen Weiterbildung des Verbandes. Davon belegen etwa 100 Wirte pro Jahr wagen sich ins Modul Webmarketing. Auch bei Gastrosuisse ist man sich des Nachholbedarfs bewusst. «Gerade in der aktuellen Wirtschaftslage ist es nötig, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um Gäste zu gewinnen», so Haida.

Quelle: 20min.ch

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