Wie Basler Wirte im Bierkrieg tricksen

Heineken und Carlsberg dominieren den Biermarkt und erhöhen seit Jahren konstant ihre Preise. Der Wirteverband Basel-Stadt hat davon genug und packt das Problem bei der Wurzel.

Mit einer neuen Runde von Parallelimporten heizt der Wirteverband Basel-Stadt den Streit mit den Bierkonzernen Heineken und Carlsberg weiter an. Die Grossbrauereien erhöhen seit Jahren im Gleichschritt die Preise – gleichzeitig gewähren sie den Wirten in den Hinterzimmern immer grosszügigere Darlehen und Finanzierungshilfen.

Der Streit zwischen Bierkonzernen und Wirten über die steigenden Bierpreise in der Schweiz geht in eine neue Runde. Über eine Handelsfirma lässt der Wirteverband Basel-Stadt Bier von Carlsberg und Heineken an den offiziellen Kanälen der beiden Brauereikonzerne vorbei importieren. Ab kommender Woche bietet der Verband das Bier sowie weitere Getränke in Pratteln BL seinen Mitgliedern an – teilweise deutlich unter den Schweizer Listenpreisen, wie er in einer Mitteilung vom Mittwoch schreibt.

Damit weitet der Verband den Parallelimport von Bier aus, mit dem er im Mai begonnen hatte. Erstmals ist auch Heineken, der zweite grosse Anbieter in der Schweiz, betroffen. Bisher hatten die Basler Wirte nur Carlsberg-Biere importiert.

«Damit zeigen wir vor allem den Preistreibern Carlsberg und Heineken, dass wir ihre Geschäftspolitik nicht mehr länger tolerieren», sagt Maurus Ebneter vom Wirteverband Basel-Stadt. Mit den Parallelimporten sollen Lieferanten dazu ermuntert werden, ebenfalls die offiziellen Verkaufskanäle zu umgehen.

Preiserhöhungen im Gleichschritt
Hintergrund der Aktion ist die jüngste Preiserhöhung von Heineken. Der Konzern, zu dem unter anderem die Biermarken Eichhof, Calanda und Haldengut gehören, hatte im Juli angekündigt, die Preise in der Schweiz per Oktober um durchschnittlich 3,9 Prozent zu erhöhen. Heineken folgte damit dem Konkurrenten Carlsberg: Dessen Zugpferd in der Schweiz, die Brauerei Feldschlösschen, hatte nur wenige Monate zuvor eine Preiserhöhung von 4,4 Prozent bekanntgegeben. Carlsberg besitzt in der Schweiz neben Feldschlösschen auch Marken wie Cardinal oder Hürlimann.

Damit wiederholte sich das bekannte Spiel: Seit Jahren erhöhen die beiden grössten Anbieter auf dem Schweizer Biermarkt die Preise praktisch im Gleichschritt – allein seit 2007 um jeweils über 20 Prozent.

Carlsberg und Heineken kommen gemäss Schätzungen der IG der Klein- und Mittelbrauereien zusammen auf einen Marktanteil von rund 65 Prozent – die von ihnen importierten Biere nicht mitgerechnet. Da verwundert es kaum, dass angesichts der auffällig parallelen Preiserhöhungen der Verdacht eines wettbewerbsrechtlich unzulässigen Verhaltens laut wird.

«Das sieht nach einer Absprache aus», sagt Franziska Troesch- Schnyder, Präsidentin des Konsumentenforums. Sie vermutet, dass die beiden Grosskonzerne ihre Machtstellung auf dem Markt ausnutzen.

«Stillschweigendes Preiskartell»
Besonders ins Gewicht fallen die Preiserhöhungen bei den Wirten. Maurus Ebneter vom Wirteverband Basel-Stadt spricht von einem «stillschweigenden Preiskartell» der beiden Marktführer.

Nachdem Carlsberg-Tochter Feldschlösschen Anfang Jahr die Preise erhöht hatte, reichte der Verband gar eine Anzeige bei Preisüberwacher Stefan Meierhans ein. Dieser leitete daraufhin Abklärungen ein, wie er auf Anfrage bestätigt.

Meierhans sucht mit den betroffenen Parteien nach einer einvernehmlicher Lösung. Mit der neuerlichen Preiserhöhung leistete Heineken diesen Bemühungen allerdings einen Bärendienst, wie Meierhans durchblicken lässt. «Das hilft sicher nicht», konstatiert er.

Doch nicht nur die Preiserhöhung an sich stört die Wirte. «Besonders ärgerlich ist die ungleiche Preissteigerung im Gastgewerbe und im Detailhandel», sagt Patrick Grinschgl von Gastro Luzern. Gemäss den Zahlen des Basler Wirteverbands erhöhten Carlsberg und Heineken zwischen 1995 und 2010 die Preise für Flaschenbiere nicht einmal halb so stark wie die Fassbierpreise.

Die Bierkonzerne schieben den schwarzen Peter zurück. Für den höheren Preis, den der Kunde im Restaurant für ein Bier bezahle, seien sowohl die Brauereien als auch die Wirte verantwortlich, sagt Olivier Burger, Mediensprecher von Heineken Schweiz. «Der Offenbierpreis ist seit 2007 von unserer Seite um 59 Rappen pro Liter gestiegen. Im gleichen Zeitraum hat sich der Preis für ein Liter in der Gastronomie aber um 2,23 Franken verteuert.»

Den Vorwurf der Preisabsprache weisen die grossen Brauereien weit von sich. «Wir haben in der Schweiz einen hart umkämpften Markt», sagt Markus Werner, Mediensprecher bei Feldschlösschen. Das zeige sich nur schon daran, dass die Zahl der Brauereien in den letzten Jahren deutlich gestiegen sei.

Intransparente Verhandlungen
Auch bei den kleinen und mittelgrossen Brauereien sieht man kein wettbewerbsrechtlich bedenkliches Verhalten der grossen Konkurrenten. «Ich glaube nicht, dass es Preisabsprachen gibt», sagt Alois Gmür. Er leitet die Brauerei Rosengarten in Einsiedeln und ist Präsident der IG der Klein- und Mittelbrauereien.

Die Listenpreise der Hersteller sagen laut Gmür ohnehin relativ wenig aus. Einerseits erhöhten Carlsberg und Heineken praktisch im Gleichschritt ihre Preise, gleichzeitig kämen sie den Wirten mit immer grosszügigeren Rabatten und anderen Leistungen entgegen. So erhalten viele Wirte Kredite von den Brauereien. Diese sichern oftmals das Überleben des Betriebs – gleichzeitig binden sich die Beizer damit langfristig an ihre Lieferanten.

Anderen Beizern finanzieren die Konzerne Anschaffungen wie beispielsweise die Buffetanlage oder die Bestuhlung des Restaurants. Alles wird individuell verhandelt. «Da wird im Hinterzimmer der Betriebe gemauschelt», ärgert sich Gmür, dessen Brauerei nach seinen Angaben Mengenrabatte gewährt, aber keine Darlehen gibt. «Das ist völlig intransparent.»

Quelle: 20min.ch

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